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Am 11.06.08 geht es los...

Wenn ich ein Internetcafé finde, werde ich von meinem Einsatz in Villamayor de Monjardín berichten.

Inzwischen hat sich per E-Mail Lynne aus Kanada bei mir gemeldet. Sie wird mit mir zusammen Hospitalera sein.

16.06.08: Endlich einmal einmal paar Minuten Zeit, mich zu melden. Die Reise durch Frankreich hat mich an den Strand des Mittelmeeres bei Narbonne und nach Lourdes gebracht. Seit dem 13.06. 21 Uhr bin ich hier in Villamayor de Monjardìn. Mein Vorgaenger Angel hat mir alles gezeigt, was ich wissen muss als Hospitalera. Am 14.06. habe ich Lynne von Estella abgeholt, seitdem versuchen wir unseren Job gut zu machen. Das Sprachengewirr ist zunaechst anstrengend. Die Herberge ist sehr, sehr einfach und es regnet rein. Das Wetter ist zu kalt und heute hat es viel geregnet. Die Schuhe der Pilger sehen entsprechend verschlammt aus. Ich hatte schon sehr schoene Begegnungen. Im Dorf habe ich bereits Familienanschluss. Die Herberge in Estella habe ich am Samstag besucht und Judith aus Ungarn getroffen. Gestern hat sie uns besucht und die Gelegenheit genutzt, in der Kirche, die aus dem 12. Jh. stammt, in ihrer Sprache zu singen. Es war wunderschoen.
Ich hoffe, die Zeit bringt uns eine gewisse Routine der notwendigen Arbeiten (zweimal haben wir schon den Brotwagen verpasst), so dass wir auch etwas mehr Zeit zum Ausruhen haben. Wir hoeren nachts saemtliche Pilger schnarchen, weil sich alles in einem grossem Raum (eine ehemalige LKW-Garage) abspielt, der nur durch Sichtwaende bis 2,50 m hoch abgetrennt ist in Klo, Dusche und 3 Schlafraeumen. Nach oben alles offen mit relativ guter Akustik! Vor allem wenn Durchfall und Frühstück zeitgleich stattfinden...
Demnaechst mehr vom Pilgerleben! Hasta Luego!!!

die Schwitzerlies

18.06.08 19 Uhr - schon wieder in der Bar! Dies ist der zentrale Mittelpunkt des kleinen Ortes, in dem es zwei Herbergen gibt, aber keinen Laden. Dafuer diese Bar, in der man fuer 9 € ein Pilgermenue essen kann. In unserer Herberge "Santa Cruz" gibt es keine Kochgelegenheit und ich bin froh, wenigstens den Wasserkocher mitgenommen zu haben. Nun bin ich schon den 5. Tag hier und die gewisse gwuenschte Routine hat sich eingestellt. Jedoch ist jeder Tag voller neuer Ueberraschungen, so dass auch die beste Routine durcheinander kommen kann. Die wenige Freizeit haben wir bis jetzt genutzt, um mal in Estella einzukaufen, was man als Hospitalera so braucht. Gestern habe ich der Burg auf dem Gipfel von Villamayor einen Besuch abgestattet. Die Sicht war nicht gut, ausserdem hat es genieselt. Am Nachmittag kam aber die Sonne durch und wir konnten uns etwas aufwaermen. Heute vormittag waren wir mit dem Auto in Logroño und haben Anna aus Leipzig in der kirchlichen Herberge an der Kirche Santiago besucht.
Ab heute geht hier der Sommer los. In Logroño waren es bereits 29 Grad! Und es soll schoen bleiben. Da wird es vielleicht in unserem Gemaeuer auch etwas waermer.
In Logroño fand ich in einer Zeitschrift einen Artikel zum Thema, warum in diesem Jahr so viele Deutsche den Camino laufen. Das ist der "Hapeling-Effekt". Dem haben wir dies zu verdanken. Ich kann aber noch nicht behaupten, dass viele Deutsche unterwegs sind. Meine bisherige Statistik fuehren Spanier und Franzosen an. Auch Amerikaner und Australier waren schon bei uns. Es ist also weiterhin sehr international!
Der einzigste Internetanschluss weit und breit hier in dieser Bar kostet fuer 20 Minuten  1 €. Die Geschwindigkeit ist eher langsam einzuschaetzen. Meistens dann, wenn ich noch E-Mails schreibe, ist die Zeit um. Dafuer kann ich ja fast jeden Tag herkommen und diesen Apparat fuettern. So wird dies hier zum Fortsetzungsroman. In bester Stimmung verabschiede ich mich heute. Buenos noches!

21.06.2008 11:30 Uhr Heute ist Sommeranfang und meine Halbzeit hier in VdM. Seit 3 Tagen ist richtig Sommer hier den Temperaturen nach. Die ankommenden Pilger sind entsprechend verschwitzt und erschoepft. Nun ist es ganz gut, dass die grottenartige Herberge kuehl ist. Vorgestern waren wir zu Fuss die naehere Umgebung erkunden und sind nach Urbiola und Luquin gelaufen. Anschliessend haben wir uns fast selbst wie Pilger gefuehlt, weil es so heiss war. Gestern waren wir in Estella und haben Clemens aus Garmisch-P. in der kirchlichen Herberge San Miguel besucht. Es war eine sehr schoene Begegnung. Er ist mit Manolo, einem Spanier zusammen Hospitalero.
Heute ist in Grossheringen eine grosse Familienfeier, an der ich gern teilgenommen haette, aber ich kann mich nicht zerteilen. So bin ich in Gedanken dabei und habe mich auch telefonisch bei einer der Hauptpersonen gemeldet. Bis demnaechst...

22.06.08 18:00 Uhr Der Sonntag ist bis jetzt recht ruhig verlaufen. Nach dem Putzen sind Lynne und ich auf den Berg zum Castillo gestiegen, weil heute gutes Wetter und ausgezeichnete Sicht lockten. Auf dem Rueckweg haben wir unseren Blumenbestand erneuert. Und welch Ueberraschung, fuer uns wurde ein Rosenstrauss abgegeben. Nun haben wir Blumen in grosser Menge. Gestern war der bisherige Rekord mit 19 Pilgern in unserer Herberge, darunter aus Korea, Mexiko und Kanada. Heute sind Pilger aus Ungarn, Slovenien und Australien bei uns zu Gast. Am Abend bin ich zum Dinner in die hollaendische Herberge eingeladen. Lynne war bereits gestern dort zu Gast. Zusammen koennen wir ja nicht gehen, da einer die Herberge betreuen muss. Mir geht es gut und ich gruesse alle, die hier lesen und die mir Mails geschrieben haben. Hasta luego!

26.06.08 19:40 Uhr Nun ist es bereits Donnerstag und meine Zeit als Hospitalera neigt sich dem Ende zu. Heute vormittag habe ich mal einen laengeren Ausflug in die noerdliche Gegend gemacht, ich wollte zu den weissen Felswaenden, die man von hier aus sieht. So bin ich bis zum Pass Urbasa (927 m) gekommen und war dort auf einer Hochebene mit voellig anderem Wetter. Nebel und Kuehle wie in Nordengland. Auch die Ebene gleicht dem, was ich schon in Nordengland gesehen habe, weite Wiesen, durch Steinmauern abgeteilt und einzelne Baeume und Straeucher. Die Kuehe, Pferde und Schafe weiden dort frei, laufen also auch auf der Strasse herum. Auf dem Rueckweg bin ich dann vom Hochplateau wieder in die spanische Hitze gekommen und habe mir die schoene Landschaft mit Genuss angeschaut. Zum Abschluss meines Ausflugs habe ich in der Bodega vom Kloster Irache Wein eingekauft, den ich dann zu Hause trinken werde und dabei sicherlich an die schoenen Tage hier zurueck denke.
Am Nachmittag gab es Gewitter und hat uns eine Menge nasser und verschwitzter Pilger beschert. Heute ist also subtropisches Klima in der Herberge angesagt und mangels ausreichender Lueftungsmoeglichkeiten auch mit gewisser Wuerze fuer die Nase garantiert.
Ein Highlight war fuer mich heute auch, dass ich in der Kirche nur fuer mich allein ein Konzert hatte. Mit dem CD-Player
habe ich die wunderbare Akkustik der Kirche mit Musik von Jan Garbarek - Officium - genossen.
Bis demnaechst...

28.06.08 20:00 Uhr Heute ist nun mein letzter Abend hier in Villamayor de Monjardín. Ich komme soeben von der hollaendischen Herberge. Die Hospitaleros hatten Lynne und mich zum Abschiedsessen eingeladen. Es war auch sehr schoen gewesen und manchmal wuensche ich mir, die Zeit hier koennte weitergehen. Jedoch waren von vornherein nur 2 Wochen geplant und am 02.07.08 muss ich ja wieder arbeiten.
Oft werde ich gefragt, ob ich das im naechsten Jahr wieder machen moechte - das wird die Zeit bringen, da moechte ich mich jetzt noch nicht festlegen. Jedenfalls wird heute noch mal alles bewusst wahrgenommen und still oder laut verabschiedet. Morgen ein letztes Mal die Pilger mit Fruehstueck versorgen, danach die Herberge sauber machen und dann geht es per Auto nach San Sebastian. Dort moechte ich im Atlantik baden und wenn alles klappt, am Abend auch noch im Mittelmeer bei Narbonne. In Leipzig werde ich mich wieder melden. Buenes Tardes!

07.07.2008 17:20 Uhr  -  Wieder in Leipzig. Die Zeit scheint sehr schnell zu vergehen. Nicht mal eine Woche ist es her, seit ich hier ankam und doch kommt es mir vor, als liegen schon Wochen zwischen Spanien und dem Alltagsleben. Der letzte Tag in Villamayor de Monjardín war gewissermaßen von einer Melancholie geprägt, Abschied von einer Zeit, die so nicht wiederkommen wird. Trotzdem war Freude in mir, dass ich dies erlebt habe, dass ich diese Erfahrungen als Hospitalera machen durfte. Die Herberge mit ihren baulichen Mängeln nahm ich als Herausforderung an, das Beste daraus zu machen - hinnehmen, was nicht zu ändern und verbessern, was möglich war. Die Resonanz im Gästebuch der Herberge und die Worte von den Pilgern persönlich haben mir das Bemühen mehr als ausreichend belohnt.

Die Heimfahrt ging dann mit Lynne im Auto nach San Sebastian. Dort war es kühl und es sah nach Regen aus. Das hielt mich jedoch nicht von meinem ausgiebigen Bad in den Wellen des Atlantiks  ab. Danach ging es weiter mit kleinen Irrfahrten Richtung Mittelmeerküste in Frankreich. Narbonne-Plage erreichten wir gegen 19:30 Uhr. Nach der Anmeldung auf dem Zeltplatz haben wir erst mal fürstlich getafelt, das haben wir uns gegönnt. Leider war es dann zum Baden im Mittelmeer zu spät und das Bad haben wir dann am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang nachgeholt.
Kann sich das jemand vorstellen - menschenleerer Strand - sozusagen das Mittelmeer für uns allein?

Danach ging es via Autobahn nach Arles, wo Lynne noch fünf Tage verbringen wollte, bevor es auch für sie galt, den Heimweg anzutreten. Ich selbst geriet dann ein paar km vor Lyon in einen nervenden Stau, der mich 2 Stunden aufhielt. Telefonate mit Wolfgang hielten ihn auf dem Laufenden, was meine Position auf dem Weg zu ihm betraf. Endlich 22:30 Uhr war ich dann in Korb bei Stuttgart und wurde liebevoll von meinem Mitpilger Wolfgang mit einem leckeren Abendbrot (eher Nachtmahl) empfangen. Wir hatten wieder sofort eine Wellenlänge, als ob nicht ein Jahr der Trennung seit Finisterre dazwischen lag. Es gab viel zu erzählen, aber irgendwann klappten mir die Augen vor Müdigkeit zu, immerhin war ich eine Strecke von über 1000 km fast nonstop gefahren. Am nächsten Morgen gab es noch ein Verwöhnfrühstück auf der Sonnenterrasse, bevor ich meine Fahrt nach Hause fortsetzte. Im Thüringer Wald bei Oberhof gönnte ich mir eine längere Pause, in der ich im neu erworbenen Buch (Tipp von Wolfgang) lesen musste! Am Abend dann bereits schon wieder in LE badete ich nach Sonnenuntergang in meinem geliebten Cossi und spülte die Anstrengungen der Fahrerei einfach ab. Die zarten Pastelltöne vom rosarot, orange und blau des Himmels spiegelten sich auf der Wasseroberfläche. Ein sehr romantischer Moment.

Ausblick: Fotos aussortieren und bearbeiten, E-Mails mit Fotos an die neuen Bekanntschaften versenden, Freunde treffen, neue Reisepläne schmieden…

 

 

 

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